In der Selsinger Straße in Gröpelingen gehören die meisten Wohnblocks dem Immobilienriesen vonovia. Die Häuser wurden von vonovia über 15 Monate lang modernisiert und Instand gesetzt. Über Monate mussten die Bewohner*innen massive Belastungen durch Lärm, Schmutz, abgesperrte Fenster, fehlendes Ganglicht, funktionslose Klingeln und vieles mehr hinnehmen. Das führte zu einer Menge Ärger bei den Mieter*innen, die sich von vonovia nicht gut informiert und schlecht behandelt fühlten. Vonovia bot eine Entschädigung von 250 Euro. Zu wenig sagten mehr als 60 Mieter*innen und forderten mit einer Unterschriftenaktion von vonovia eine gerechte Entschädigung. Neben den 250 Euro fordern sie, 20 % der Kaltmiete für jeden Monat der nervenaufreibenden Bauarbeiten. Das ist ungefähr die Höhe, die als Mietminderung während den Bauarbeiten möglich gewesen wäre und entschädigt zudem für zusätzliche Ausgaben infolge der Bauarbeiten und genommene Urlaubstage für Handwerkertermine. Bisher weigert sich vonovia jedoch auf die Forderung einzugehen. Trotz über 1 Mrd Jahresgewinn ist der Immobilienriese nicht gewillt, den geplagten Mieter*innen eine gerechte Entschädigung zu geben.
Nun gibt es neuen Ärger. In einem der Häuser wird der Hauseingang modernisiert und eine Rampe für Rollatoren angebracht. An sich eine gute Sache. Die Mieter*innen haben jedoch erst drei Tage vorher davon erfahren. Da der Hauseingang durch die Bauarbeiten versperrt ist, müssen die Mieter*innen von ihrem Keller durch den Fahrradkeller des gegenüberliegenden Hauses laufen, um schließlich auf den Hinterhof zu gelangen. Dies ist die einzige Möglichkeit um ihr Haus zu betreten und zu verlassen. Das Problem: für die Kellertür gibt es nicht ausreichend Schlüssel. „Ich weiß nicht, wie wir das machen sollen. Ich muss mich mit meiner Partnerin absprechen, wann wer das Haus verlässt und wieder zurück kommt, weil wir nur einen Schlüssel haben. Der passt aber nicht in alle Türen, wenn jemand ausversehen eine der Kellertüren zu macht, kommen wir gar nicht mehr hinaus“ erklärt einer der betroffenen Mieter*innen. „Heute z.B. ist meine Partnerin arbeiten. Ich bin deshalb zuhause eingesperrt, weil ich keinen Schlüssel habe“.
Der Mieter hat mehrfach vonovia angerufen und angeschrieben und um einen weiteren Schlüssel gebeten. Ohne Reaktion. „Die Art und Weise, wie vonovia uns behandelt, ist unerträglich. Das kommt davon, wenn aus der Notwendigkeit der Bevölkerung nach Wohnungen eine Aktiengesellschaft gemacht wird“ kritisiert der Mieter. Auch aus Sicherheitsgründen ist die aktuelle Situation untragbar.
Wie lange die Bauarbeiten am Hauseingang dauern ist ungewiss. Wann vonovia sich meldet, um allen Betroffenen passende Schlüssel auszuteilen auch. Manchen Mieter*innen reicht es aber nicht mehr, nur zu warten. Sie haben beschlossen, an die Presse zu gehen. In den letzten Jahren haben sie sich im Mietkomitee organisiert. Ihr Ziel ist es, dass Mieter*innen sich besser vernetzen und gemeinsam gegen die schlechte Behandlung durch vonovia und für ihre Rechte kämpfen.