Vor einer Woche wurde in den Medien darüber berichtet, dass der GHBV (Gesamthafenbetriebsverein) insolvent sei. Den GHBV gibt es seit mehr als 100 Jahren. Ursprünglich wurde er gegründet, um den Tagelöhnern im Hafen eine sichere Anstellung und eine soziale Absicherung zu ermöglichen. Lange Zeit wurden beim GHBV v.a. Hafenfacharbeiter beschäftigt, die nach dem Hafentarif bezahlt werden mussten. Viele davon kamen aus Gröpelingen.
In den letzten Jahrzehnten gab es immer weitere Angriffe auf die Arbeitsbedingungen und Löhne der Beschäftigten im Hafen und beim GHBV. So wurden immer mehr Tätigkeiten formal aus dem Hafentarif ausgegliedert und dem Logistikbereich zugeordnet, so dass Arbeiter*innen für dieselbe Arbeit nicht mehr nach dem Hafentarif bezahlt werden mussten. Im Logistikbereich wurden zunehmend Niedriglöhne durchgesetzt, so z.B. die Einführung des 8,00 Euro Tarifs mit der Eröffnung des Tschibo-Hochregallagers 2003.
In der Krise von 2009 wurde dieser Trend weiter ausgebaut. Der GHB ließ über 800 befristete Verträge auslaufen und mehr als 200 Kolleg*innen bekamen sogenannte Änderungskündigungen, mit denen die Löhne massiv gedrückt wurden. Für manche Kolleg*innen bedeuteten die Änderungskündigungen bis zu 10 Euro weniger Lohn/Stunde.
Die Gewerkschaft verdi ist Anteilseigner des GHB und hat nicht nur die Kürzungen umfassend mitgetragen, sondern sich damals auch offen gegen die Kolleg*innen gestellt, die sich im Komitee „Wir sind der GHB“ selbst organisiert hatten, um gegen die Änderungskündigungen vorzugehen. Von ihr ist nicht viel zu erwarten.
Es ist absurd, dass Vorstand des GHBV, verdi und Politik die Insolvenz als Folge zu hoher Forderungen der Beschäftigten darstellen.
Die Insolvenz ist eine Folge der wachsenden Konkurrenz zwischen den einzelnen Häfen und Hafenunternehmen und dem Profitdruck und -streben der einzelnen Unternehmen. Und wie immer wird es auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Insbesondere die BLG, die immer noch zur Hälfte dem Land Bremen gehört, ist bekannt für ihre geringen Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen und drückt seit Jahren mit das Lohnniveau.
Die Schuld für die Insolvenz oder Arbeitsplatzverluste den Beschäftigen zu zu schieben, ist nichts neues. Besonders in Krisen hört man immer wieder, die Beschäftigten dürften keine großen Forderungen stellen, sondern müssten froh sein, überhaupt noch arbeiten zu dürfen. Ganz nach dem Motto: Wir Unternehmer haben die letzten Jahre den Gewinn auf eure Kosten kassiert, deshalb müsst ihr Beschäftigten nun in der Krise auch mal an uns Unternehmer denken und den Gürtel noch enger schnallen. So wird jede Krise dafür benutzt, die Arbeitsbedingungen noch weiter zu verschlechtern und legitimen Widerstand zu diskreditieren.
Unsere Solidarität gilt den Beschäftigten des GHBV!!