Am 03.03.2023 fand der Globale Klimastreik statt. Die Stadtteilgewerkschaft hat sich an der Demonstration in Bremen beteiligt und einen Redebeitrag gehaltean. Hier könnt ihr ihn nach lesen:
Hi, wir sind von der Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen. Als Stadtteilgewerkschaft beteiligen wir uns seit ein paar Jahren am Aufbau einer organisierten sozialen Bewegung, die in armen Stadtteilen verankert ist. In den Stadtteilgewerkschaften organisieren sich Menschen, um sich gemeinsam gegen die Schikanen beim Jobcenter, gegen schlechte Arbeitsbedingungen, gegen drohenden Verlust der Wohnung, gegen rassistischer Diskriminierung und vielem mehr zur Wehr zu setzen.
Wir nehmen heute am Klimastreik teil, weil der organisierte Widerstand in armen Stadtvierteln oder Betrieben und der Kampf gegen die Ursachen des Klimawandels zusammen gehören – anders als es immer und immer wieder von Politik und Medien gepredigt wird. Wie oft hören wir, dass der Kampf gegen Klimawandel bedeute, dass die Arbeiter*innenklasse leiden müsse. Klimaschutz – so heißt es – sei automatisch mit großen Einschränkungen für Arbeiter*innen und arme Menschen verbunden, wie Arbeitsplatzverlust, hohe Steuern für bestimmte Verbrauchsgüter etc. Damit wird gleichzeitig so getan, als sei der individuelle Konsum der Masse der Menschen die Hauptursache für den Klimawandel. Das legt politische Maßnahmen nahe, die am Konsum ansetzen und häufig arme Teile der Gesellschaft am meisten treffen. In Gröpelingen sind z.B. viele Menschen von Mietsteigerungen betroffen, weil klimafreundliche Modernisierung von den Vermietern auf die Mieter*innen umgelegt werden dürfen. Es wird also so getan, als sei der Kampf gegen den Klimawandel ein Thema der Mittelschicht und gegen die Interessen der Arbeiter*innen.
Unsere Aufgabe als organisierte Stadtteilbewegung gemeinsam mit kämpferischen Kolleg*innen in den Betrieben und der Klimabewegung sollte deshalb sein, dieser Spaltung entgegen zu wirken und klar zu machen:
Der Klimawandel ist eine Konsequenz unserer Produktionsweise.
Er ist also nicht „bloß“ generell „menschengemacht“ und damit irgendwie eine Folge der Tatsache, dass überhaupt Menschen auf der Erde leben. Nein! Er istdie Folge einer bestimmten Produktionsweise, deren einziges Ziel die Profitmaximierung ist. Und weil Kapitalismus – damit er überhaupt funktionieren kann – auf die permanente Ausbeutung von Mensch und Natur angewiesen ist, wird er zwei Krisen immer weiter verschärfen: die Klassenspaltung bzw. Verarmung von immer mehr Menschen und die Zerstörung der Natur. Und natürlich treffen die Folgen der Naturzerstörung und des Klimawandels global gesehen – aber auch in Deutschland – vor allem arme Leute. Das sehen wir bereits jetzt. Menschen, die sich nur enge Wohnungen leisten können, sind natürlich viel mehr von Hitze-Sommern betroffen als diejenigen, die sich in ihren großen Häusern Klimaanlagen leisten können. Und das ist nur ein ganz kleines Beispiel, das ist erst nur der Anfang. Viele Mitglieder unserer Stadtteilgewerkschaft kommen aus Ländern, in denen bereits jetzt Menschen ihre Existenzgrundlagen wegen der fortschreitenden Klimakrise verlieren und zur Flucht gezwungen werden – und es ist klar, dass die Konsequenzen des Kimawandels auf den Globalen Süden in den nächsten Jahren ein unvorstellbares Ausmaß an Leid verursachen werden. Die Flut in Pakistan – bei der 33 Millionen Menschen betroffen waren und es immer noch sind – ist nur eines von tausenden Beispielen dafür. Und wenn wir nichts gegen die Ursachen des Klimawandels unternehmen, werden diese schrecklichen Katastrophen in der Zukunft mehr werden.
Der Kampf gegen die Ursachen des Klimawandel ist deshalb vor allem ein Interesse der armen Menschen weltweit. Er muss deshalb auch ein unvermeidlicher Teil unserer Klassenkämpfe werden und andersherum. Es ist an uns das klar zu machen und Worte und Beispiele dafür zu suchen, die alle verstehen. Und es ist auch an uns, klar zu machen, dass die offizielle Politik nicht Teil der Lösung ist, sondern Teil des Problems. Sie versucht uns davon zu überzeugen, Klimawandel könnte innerhalb des Kapitalismus gebremst oder mit technologischen Lösungen abgemildert werden. Wir sollen glauben, die Regierungen hätten das Problem im Griff oder seien zumindest dabei Lösungen zu suche. Die Klimakrise soll normalisiert werden, damit wir uns daran gewöhnen – und gleichzeitig werden diejenigen kriminalisiert, die sich dagegen wehren – wie Teile der Klimabewegung aktuell. Aber wir werden uns nicht daran gewöhnen. Und wir lassen uns nicht einschüchtern!
Aber Kapitalismus kann die von ihm selbst verursachten Wunden nicht heilen. Die Heilung braucht diejenigen, die unter dieser Wunde leiden. Klimawandel zeigt wie gefährlich Kapitalismus ist und macht deutlich, dass sich globale Probleme nicht unter der Logik des Nationalismus lösen lassen. Umso wichtiger sind die Kämpfe im Globalen Süden und eine internationalistische Perspektive. Was wir brauchen, ist eine antikapitalistische Bewegung, die lokal verankert, aber global vernetzt ist.
Die Klimastreiks von fridays for future und der Kampf gegen den Kohleabbau wie in Lützerath oder im Hambacher Forst etc. sind ein wichtiger Teil der Klimabewegung. Aber die Kämpfe gegen Klimawandel müssen auch im Alltag verankert werden und zum Aufbau von einer organisierten Bewegung von unten beitragen.
Unsere Antwort auf Ihre Krisen heißt deshalb:
People Power Solidarität !!
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